Ultra-Trail Premiere: Trail du Petit Ballon

Nachdem im letzten Jahr beim Trail du Barlatay in der Westschweiz das Rennen über 45 km, bedingt durch das Wetter, abgebrochen wurde, stand die Premiere für den Ultramarathon in 2016 noch aus. Inspiriert für den Trail du Petit Ballon wurde ich auf einer Mountainbiketour mit meinem Kollegen im November 2015, diese führte uns von Guebwiller auf den Petit Ballon und über den Nachbarberg, den Grand Ballon, wieder zurück (eine schöne Runde, 53 km und 2300 hm mit ähnlichem Anspruch wie die Strecke des Trail du Petit Ballon). Im Dezember habe ich dann im Internet nach dem Termin recherchiert und mich auch gleich angemeldet,… jetzt waren noch ca. 3 Monate Zeit, um sich auf die anspruchsvolle 52 km mit 2300 hm Strecke vorzubereiten.

Zugegeben es ist schon etwas verrückt nach erst 3 gelaufenen Trail- / Berg- Marathons in den letzten drei Jahren ein solches Unternehmen zu wagen. Der Wettkampf war nicht nur die Ultrapremiere, sondern auch der erste Wettkampf im Laufjahr 2016. Daran bin ich aber selbst Schuld. Mir hat die Motivation für die Wettkämpfe der Albgold Winterlaufserie gefehlt und so bin ich an den Tagen lieber für mich zum Training gegangen. Die Vorbereitung lief ganz gut, was sicherlich auch dem milden Winter auf der Alb zuzuschreiben ist. Schnee gab es erst Anfang / Mitte Februar und die Schneemenge hielt sich auch in Grenzen. Es war zumindest immer noch gut zu laufen und Mountainbike fahren ging auch noch, beides war zwar etwas anstrengender aber so soll die Vorbereitung ja auch sein. An der Motivation sollte es auch nicht mangeln habe ich mit Eric Louvard einen Arbeitskollegen und Freund, der sich auch auf den Trail du Petit Ballon vorbereitet hat. Und so haben wir uns täglich gegenseitig gepusht. Die letzten 6 Wochen vor dem Wettkampf habe ich das Trainingspensum nochmal merklich gesteigert. So stand jeden Tag der Arbeitsweg mit dem Mountainbike auf dem Programm, Mittagspause wurde mit Lauftraining (intensiv) gefüllt, sodass schlussendlich jede Woche ca. 130 Laufkilometer und 300 Bikekilometer mit etwa 10.000 hm zusammenkamen.
Die Woche vor dem Wettkampf ging es weiterhin mit dem Rad zur Arbeit, die Laufeinheiten wurden dafür auf 2 Stück reduziert, schließlich wollte ich am 20. März ausgeruht und mit frischen Beinen am Start stehen. Dann kommt es wie es kommen muss, dieses Gefühl kannte ich nur noch vor den „großen Meisterschaften“: Aufregung!!!! Es ging sogar soweit, dass ich schon drei Tage vor dem Start nur wenig schlafen konnte. Die Platzierung stand nicht im Vordergrund, sondern nur das Durchkommen, ein Gefühl für die langen Strecken zu bekommen und den Spaß einen Trailwettkampf zu laufen. Es steht 2016 ja ein noch größer Projekt mit dem Transalpine Run auf dem Plan.
Am Freitagabend noch kurz ein Hotel in Colmar gebucht und am Samstag Nachmittag ging es in Richtung Rouffach zur Startnummernausgabe. Hier gab es dann auch schon die ersten Treffen und Gespräche mit Lauffreunden. Meine Frau und ich sind relativ zügig weiter nach Colmar, haben unser Hotel bezogen, sind dann noch durch die Stadt gebummelt und haben dort in einem schönen Restaurant zu Abend gegessen. Colmar ist ein schönes kleines Städtle (um es schwäbisch auszudrücken), hier lohnt es sich das nächste Mal mehr Zeit mitzubringen. Nach dem Abendessen ging es auch gleich wieder zurück ins Hotel. Die Nacht vor dem Wettkampf konnte ich dann auch überraschend gut schlafen.
Am Wettkampftag klingelte der Wecker um 06:15 Uhr, wir haben gemütlich gefrühstückt und um 07:45 Uhr ging es los mit 15 min Autofahrt nach Rouffach. Dort angekommen trafen wir gleich auf viele bekannte Gesichter. Gefühlt waren alle süddeutschen Trailrunner in Rouffach, laut Ergebnisliste und Statistik des Veranstalter wurden wir aber eines besseren belehrt. Es waren „nur“ ca. 1/3 der Teilnehmer Deutsche. Nach kurzem Einlaufen fiel pünktlich um 09:00 Uhr der Startschuss. Wie gewohnt habe ich mich in der ersten Reihe eingereiht und konnte auf der ersten Streckenhälfte das Rennen mit dem späteren Sieger Posecak Clement mitbestimmen. Diesen musste ich bei einer Tempoverschärfung auf dem letzten Anstieg zum Gipfel des Petit Ballons aber ziehen lassen. Nun hieß es den eigenen Rhythmus finden, und das Rennen komplett selbst zu gestalten. Was mir Anfangs auch gelang. Am Gipfel angekommen hatte ich bereits ca. 2-3 min Rückstand, ich dachte dass  dieser Rückstand, bei den 20 km bergab, aufzuholen sein sollte. Das Gegenteil war der Fall, schon an der nächsten Verpflegung hatte er 5 min Vorsprung. Egal, das Rennen einfach weiterlaufen und durchkommen, ein Podestplatz sollte auf jeden Fall rauskommen… Dann geschah bei etwa KM 34 etwas Unvorhersehbares. Der Träger meines Trinkrucksackes hat sich etwas gelockert, ich wollte ihn wieder festzurren und dann riss der Tragriemen. Zuerst habe ich versucht diesen während des Laufens zur reparieren, was mir leider nicht gelingen sollte. Also musste ich kurz stoppen und den Rucksack notdürftig reparieren. Zu diesem Zeitpunkt hat mich der später Drittplatzierte eingeholt. Ich habe versucht an Stephan Quentin (FRA / Platz 3) dran zu bleiben, was mir nicht gelang. Hat mich der Stop doch etwas aus dem Laufrhythmus gebracht. Jetzt hieß es wieder das eigene Tempo finden, weiterlaufen und hoffen, dass der Rucksack bis ins Ziel hält. Dies ging dann auch ganz gut, bis ca. KM 38, hier hat sich der Riemen ein weiteres Mal gelockert und der Rucksack war unangenehm zu tragen, also nochmals ein Stop, um den Rucksack wieder zu fixieren. Zu diesem Zeitpunkt lief Martin Schedler (GER/ Platz 2) an mir vorbei, hat mir noch dankbarerweise seine Hilfe angeboten, die ich ablehnte. Nach dem zweiten Stop fiel es mir noch schwerer wieder in die Gänge zu kommen, ich kämpfte mich Kilometer für Kilometer weiter Richtung Ziel. Bei Kilometer 42 dann der Blick auf die Uhr, jetzt waren es nur nach 10 km, zu dieser Zeit war ich immer noch an 4. Stelle. Wusste aber, dass noch einige erfahrene Ultraläufer hinter mir waren, allerdings nicht wie weit. So habe ich mich weiter Kilometer um Kilometer vorwärts Richtung Ziel gekämpft, an ein rundes Laufen war nicht mehr zu denken, haben mich die beiden Zwangspausen doch zu sehr aus dem Rhythmus gebracht und sehr viel Kraft gekostet. So wurde ich auf den letzten 10 Kilometer nach und nach von weiteren Läufern eingeholt (Schwarz Iwan (SUI/ 4. Platz), Krah Matthias (GER/ 5. Platz), Anderhalden Donnino (SUI / Platz 6), Gehin Eric (FRA/ Platz 7). Ich erreichte das Ziel mit einem sehr guten 8. Platz in einer Zeit von 04:16:53 h. Was noch viel schöner in der Ergebnisliste zu lesen ist, es sind fünf Deutsche Läufer unter den Top 10: Martin Schedler (2.), Matthias Krah (5.), Timo Zeiler (8.), Benjamin Bublak (9.) und Luigi de Franceschi (10.).
Bei den Frauen konnte die Favoritin Jasmin Nuninge (SUI) vor Aoife Quigly (GER) und Etter Franziska (SUI) ihrer Rolle gerecht werden. Auch hier sind noch weitere deutsche Damen unter den Top 10 gelandet: Judith Trunschke (4.), Gitti Schiebel (5.), Anja Karau (6.), Kathrin Schichtl (AUT / 7.) und Elke Keller (10.). Hier geht es zur Ergebnisliste
Alles in allem war es für mich ein erfolgreiches Wochenende, konnte ich bei diesem (international) stark besetzen Ultramarathon über 52 km und 2300 hm doch einen ersten Fingerzeig setzen und mich in der Trailszene bewähren.
Bis auf das kleine Missgeschick mit dem Trinkrucksack, was sicherlich nicht INOV-8 zuzuschreiben ist, war meine Ausrüstung für den Wettkampf gut geeignet.
1 Inov-8 X-Talon 212
2 Inov-8 Race Elite 140 Trailshort
3 INOV-8 Baselite 200 LSZ
4 Trinkrucksack: INOV-8  RaceproX4 extreme
5 INOV-8 Race Elite 105 Windshell
Und jetzt zur spannenden Frage ob ich mir Vorstellen kann einen Wettkampf über eine solche Distanz zu wiederholen?
Ja, ich werde einen Wettkampf dieser Art und Weise bestimmt nochmals laufen. Schon im September steht der Transalpine-Run auf dem Plan. Bei diesem Projekt wird interessant sein, was über 7 Tage und täglich ca. 35 km passiert. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese „Überdistanzen“ in Zukunft zu meiner Passion werden wird. Dazu bin ich in der Zwischenzeit eher zu einem Genussläufer geworden, der es auch mal liebt die Natur und Aussicht zu genießen, um so wieder Kraft für den Alltag zu sammeln.
Ich möchte mich bei allen die mich vor, während und nach dem Wettkampf begleitet und unterstütz haben bedanken. Vor allem bei meiner Frau und Jürgen Keller, die zusammen an verschiedenen Punkten der Strecke waren, um uns anzufeuern, zu motivieren und tolle Bilder zu machen. Vielen Dank auch nochmal an Martin Schedler für das Angebot der Hilfe bei meinem Rucksackproblem, das zeichnet ihn als einen fairen und großen Sportsmann aus und ich freue mich ihn mal wieder zu treffen. Hier ist noch anzumerken, dass sowohl Martin als auch ich aus der klassischen Berglaufszene kommen. Wir haben schon einige Zeit zusammen in Trainingslagern des deutschen Berglaufnationalteams verbracht, mit dem Unterschied, dass er schon immer auf den längeren Distanzen unterwegs war. Von daher ist es interessant zu sehen wie eng verbunden die Trailrunning und Berglaufszene, trotz gegenseitiger, oftmals sehr kritischen Äußerungen, ist.
Ich freu mich schon auf die nächsten Veranstaltungen und das Wiedersehen mit vielen von euch, egal ob bei Wettkämpfen oder Communityruns.

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