Marokko – Ultra Trail Atlas Toubkal – Städtetrip Marakesch

Wieder zurück aus Marokko, von einem wundervollen Laufabenteuer weiß ich gar nicht wie ich anfangen soll zu berichten. Ich bin noch immer beeindruckt von der anderen Kultur, den Menschen, den Farben und Gerüchen, dem Essen und natürlich der einzigartigen Landschaft. Beginnen wir mit der Anreise, für mich aus dem Süden Deutschlands, von Stuttgart aus ging der Flug über Wien nach Marrakesch. Früh morgens um 6 Uhr ist man als Trailrunner und Urlauber schon eher ein Exot am Flughafen eines der wirtschaftsstärksten Bundesländer. Die meisten meiner Mitflieger haben um diese Zeit nur „Handgepäck“ dabei, erstaunlicherweise ist deren Handgepäck fast so groß wie mein Reisekoffer!? und sie benötigen auf jeden Fall zwei Handgepäckfächer im Flugzeug. Was soll’s, mein Handgepäck passt jedenfalls locker unter den Sitz meines Vordermannes. Ach ja und dann sind da noch die Kontrollen in unseren Flughäfen mit viel Wartezeit, erstaunlicherweise wurde ich bei meiner Ankunft in Marrakesch deutlich gründlicher kontrolliert, als beim Abflug. Bis man am Ausgang des Flughafens ist wird man gefühlt 5 Mal mit Gepäck durchleuchtet. Man muss durch den Zoll, der schaut das Gepäck nochmal genau an und dann sind da noch die Kontrollen bei der Einreise mit dem Kurzvisum. Übrigens ist das gleiche Prozedere bei der Rückreise nochmals zu durchlaufen und man muss keine halbe Ewigkeit warten bis man an der Reihe ist. Ohne Flugticket gibt es auch keinen Eintritt ins Flughafengebäude, da fragt man sich dann schon wer vor wem Angst hat und welche Sicherheitskontrollen effektiver sind.

Nach 4 Stunden Flugzeit bin ich in Marrakesch gelandet, nochmal 30 min bis ich den Flughafen verlasse (mit Kontrollen und Geldwechsel). Die Suche nach einem Taxi geht los, da beginnt bereits das Abenteuer und man traut seinen Augen kaum, fahren doch tatsächlich unsere mindestens 20 – 40 Jahre alten Autos im Taxibetrieb, ja auch noch ohne Katalysator oder sonst irgend einen Schnick Schnack! Ein Taxi zu bekommen sollte erstmal kein Problem darstellen aber da lauert schon  die erste Tourifalle auf mich – selbst schuld, wenn man sich vorher nicht gut informiert. Normalerweise kostet eine Taxifahrt vom Flughafen in die Altstadt von Marrakech 100 Dirham umgerechnet 10 €, ich habe natürlich erstmal das Dreifache bezahlt, was für unser Verhältnisse ja immer noch recht günstig ist. Der Taxifahrer bringt mich sicher in die Altstadt, bzw. in die Nähe des Hotels direkt hinter der Stadtmauer, er lässt mich genauer gesagt ca 400 m vom Hotel entfernt an einer schmalen Gasse aussteigen und erklärt mir ausführlich den Rest des Weges bis zu meiner Unterkunft. Also alles kein Problem, ich will mit meinem Koffer los, einfach nur die Gasse runter, da tappe ich schon in die nächste Falle: Ein paar Einheimische, die wohl ihre Kasse aufbessern, in dem sie die Touris dorthin begleiten wo sie hin wollen. Für jemanden der sich nicht wirklich auskennt durchaus eine hilfreiche Option und in meiner gutmütigen Art lass ich diesen ausgesprochen freundlichen Herren dann auch meinen Koffer ziehen und mich zum Hotel bringen.  Mit jedem Schritt  werden es  immer mehr Begleiter, es ist auch Interessant wieviele plötzlich Bekannte und Cousinen in Stuttgart haben. Am Hotel dann endlich angekommen, gebe ich meinem Kofferträger großzügig die nächsten 100 Dirham, dann meint dieser plötzlich ich müsse den anderen 5 Begleitern auch noch jeweils 100 Dirham geben, was ich jedoch etwas übertrieben finde, verneine und ihm klar mache, dass er wohl seine 100 Diram mit den anderen teilen muss. Zufrieden sieht anders aus… Endlich im Riad angekommen werde ich von einem jungen Rezeptionisten sehr freundlich empfangen, bekomme einen Begrüßungstee, währenddessen ich mein Anmeldungsformular ausfülle und mein Gepäck in ein sehr schönes Zimmer gebracht wird. Hier treffe ich zum ersten Mal auf die Südtirolertruppe um Daniel Jung, der ich mich angeschlossen habe. Sie sind bereits einige Stunden vor mir in Marrakech angekommen, hatten teilweise eine längere Anreise als ich, und haben bereits die Stadt und den Hotelpool erkundet. Ich beziehe mein Zimmer und ruhe mich ein bisschen aus, bevor ich auf eigene Faust los ziehe, um die ersten Eindrücke von Marrakech zu sammeln, um 19:00 Uhr gibt’s mit der ganzen Gruppe aus Südtirol ein super leckeres Abendessen im Hotel. Ich habe mich gleich in die die nordafrikanische Küche verliebt, frisch, veggie, aromatisch und in jedem Fall äußerst lecker.

Am nächsten Tag werden wir äußerst früh (5.30 Uhr) vom schönen Muezzingesang geweckt. Nach dem Frühstück geht es wieder Richtung Flughafen Marrakech. Hier müssen wir mit vielen weiteren trailverrückten Läufern aus Europa, vor allem Franzosen, auf die Shuttelbusse warten, die uns nach Oukaimden auf 2500m im Atlasgebirge bringen. Die Warterei wird etwas zur Geduldsprobe, unser Bus sollte eigentlich um 11 Uhr fahren tatsächlich geht’s erst 1,5 Stunden später los. Schon da zeigt sich, dass die Organisation von Franzosen und dann auch noch in einem Land außerhalb Europas durchgeführt wird, es wird alles etwas lockerer gesehen, was nicht unserer deutschen Mentalität entspricht, aber wir sind ja im Urlaub. Nach langem Warten startet die 2 stündige Fahrt, die uns in den hohen Atlas führt. Raus aus dem heißen Marokko (ca 37 Grad) und hoch nach Oukaimden auf 2500m (ca 20 Grad). Dort beziehen wir erst einmal unser Quartier, die einen übernachten in einer vom Organisator gestellten Zeltstadt, die anderen haben etwas mehr Komfort gebucht und schlafen in einer Hütte. Naja, Hütte ist etwas untertrieben, hier hat der Französische Alpenverein schon fast eine bessere Jugendherberge hingestellt, mit Strom, W-LAN und !!!warmen!!! Duschen.  Am späten Nachmittag erkunden wir bei einem lockeren Läufchen die Gegend, bevor es zum Abendessen geht und nach einem kurzem Umtrunk ins Bett.

Nach einer unruhigen Nacht, zum einen die ungewohnte Höhe zum anderen kommen gefühlt die ganze Nacht weitere Läufer an, werden wir um 06:00 Uhr vom allmorgendlichen „allah ákbar“ (Gott ist groß) Gebet des Muezzin geweckt. Das ist so laut dass ich denke der Muezzin steht direkt neben mir am Bett. Als der Ruf vorbei ist, drehen wir uns alle nochmal um und schlafen weiter. Um 08:30 Uhr haben wir uns (die Südtirolertruppe plus ein Schwabe (Österreicher 😉 ) zum Frühstück verabredet. Danach geht’s auf zu einer etwas längeren Lauf- / Wandertour entlang des Rückweges nach Oukaimden, der Marathonstrecke, auf eine Höhe von knapp 3000m. Hier bekommen wir das erste Mal so richtig die beeindruckende Landschaft zu sehen und was das Atlasgebirge so alles zu bieten hat. Von Apfelbäumen auf 2500 m über karge Gesteinslandschaften bis hin zu Ziegen- und Schafweideplätzen, Berberdörfern und ausgetrockneten Flüssen / Bächen, viele interessante Eindrücke. Als wir am Nachmittag zurück sind, legen sich die meisten nochmal aufs Ohr. Am Abend findet das Racebriefing statt, auch das läuft anders ab als für uns Westeuropäer üblich. Nichts mit großartigem Beamer über den Bilder der kritischen Punkte gezeigt werden, es werden schlichtweg mündlich die wichtigsten Punkte der Strecken besprochen. Auch wird nochmals auf die Pflichtausrüstung hingewiesen und darauf, dass an jeder Kontrollstelle ein Ärzteteam steht, das einen jederzeit aus dem Rennen nehmen kann. Zum Schluss werden die Favoriten des 105 km Rennens vorgestellt und etwas mehr Partystimmung kommt auf. Danach gehen wir zum Abendessen, das wie immer sehr lecker war und an uns Europäer mit Nudeln angepasst wurde, was ich persönlich etwas Schade finde, denn die marokkanische Küche bietet durchaus auch andere lecker Kohlenhydratlieferanten, wie Couscus oder Kartoffeln, etc.. zudem gibt es als Fleischbeilage hier oben ausschließlich Hühnchen. Nach dem Essen gehen die meisten von uns ins Bett, schließlich müssen wir alle am nächsten Morgen sehr früh aufstehen, denn der Startschuss für den Marathon und das 105 km Rennen ist auf 06:00 Uhr angesetzt.

 

Nach einer weiteren unruhigen Nacht, was dieses Mal eher an den Läufern lag (einer stellte sogar seinen Wecker auf 01:00 Uhr) geht es um 4:30 Uhr zum Frühstück. Eine Stunde später ist der „Check-In“ in den Startbereich, hier werden alle Läufer und stichprobenartig auch die Ausrüstung nochmals kontrolliert. Pünktlich um 6:00 Uhr, mit dem allmorgendlichen Ruf, fällt der Startschuss für den Ultratrail und den Trailmarathon. Es ist schon beeindruckend in einem „Riesen-Leuchtwurm“ die ersten 500 hm auf knapp 3000m Höhe zu bewältigen. Schon der Start ist einzigartig, wenn durch das ganze Tal bis in die letzte Ecke der Ruf des Muezzin hallt. Nach den ersten 12 km und dem ersten Anstieg oben angekommen, kann man eindrücklich kurz die Aussicht auf Marrakech und den Sonnenaufgang genießen. Nun sollte ein 6 km, relativ einfach zu laufender Downhill folgen. Nach 3 km teilt sich die 105 km von der 42 km Strecke. Diese Stelle ist vor allem für die Marathonläufer kniffelig, da die Streckenmarkierung durch das dortige Berberdorf nicht eindeutig ist. Zum Glück sind auch ein paar „einheimische“ Läufer unter uns, die die Strecke kennen und uns den richtigen Weg weisen. Wieder in der richtigen Spur angekommen führt uns der Weg weiter über technisch schwieriges Gelände durch ein Flußbett zum nächsten Berberdorf. Bei diesem angekommen ist dann etwas versteckt in einem Hinterhof die erste (von zwei) Verpflegungsstation. Meine Laufzeit bis dorthin liegt bei ungefähr 2:00 h für ca 20 km (also schon knapp die Hälfte der Strecke). Ich verpflege mich gut, fülle meine Softflasks wieder auf, bevor es dann an das schwierigste Teilstück geht. Es sollte ein steiler Anstieg mit ca 10 km und 1400 hm auf 3100m Höhe folgen. Auf diesem Abschnitt kommen uns auch die 105 km Läufer wieder entgegen. Der bis dato führende Läufer ist mein Reiseleiter Daniel Jung aus Südtirol, keine Überraschung, ist er doch in einer bestechenden Form.  Viel beeindruckender hingegen ist die erste Frau Andrea Huser (Schweiz), die schon auf Rang vier des 105km Rennens läuft. Beeindruckt von deren Leistung marschiere ich weiter den steilen Anstieg Richtung 3100m hoch. Bei der Hälfte des Anstieges kommen wir durch ein weiteres Berberdorf, angefeuert durch die dortigen Kinder und Alexander Binz geht es weiter dem höchsten Punkt der Strecke entgegen. Allerdings läuft es bei mir nicht mehr ganz so einfach, zum einen merkte ich dass mir an diesem Tag die Höhe extrem zu schaffen macht, zum anderen spüre ich deutlich meine fehlende Fitness solch eine Strecke läuferisch durchzustehen. Also geht es für mich wandernd mit kurzen Pausen weiter, so erreiche auch ich nach ca 4:15 h Gesamtlaufzeit den höchsten Punkt mit 3196m.  Die Aussicht aber ist die Qual wert und ein weiteres Mal sehr beeindruckend. Rechts und links von mir tronen majestätisch die 4000 m Riesen. Nach einem kurzen „Gipfelbild“ auf der Passhöhe, geht es in einen technisch schwierigen Downhill über felsig und sandiges Steppengelände. Ein Sturz in die kleinen Büsche dort wäre etwas schmerzhaft gewesen, denn diese sind sehr stachelig. Bei der Hälfte des Abstieges lauert die nächste Überraschung und manch ein Läufer hat in weiser Voraussicht ein paar Dirham eingesteckt, die an dieser Stelle bestens investiert werden können. Im Schatten eines Feldes sitzt tatsächlich ein Berber mit seinem Esel und verkaufte Cola, Fanta, Sprite… und Mars-Riegel. Ja richtig Mars-Riegel!!! Nach kurzem Überlegen, ob ich mir sowas gönnen soll entscheide ich mich doch ohne die zusätzliche Verpflegung weiter zu laufen, leider denke ich auch nicht dran ein Bild des Herren zu machen, er wäre es definitiv wert gewesen. Endlich unten angekommen folgen wir einer  Asphaltstraße, später einem schönen Trail, der verschiedene Berberdörfer miteinander verbunden hat und gut zu laufen ist. Vor dem letzten steilen Anstieg bei km 32 wartet die zweite offizielle Verpflegungsstation auf uns und ein weiterer Kontrollpunkt. Hier fülle ich nochmals meine Softflask, die eine mit Cola + Wasser, die andere nur mit Wasser, damit ich die letzten 10 km mit knapp 700 hm im Aufstieg und 500hm im Abstieg gut überstehe. Nach kurzer Verpflegung geht es dann auch gleich in den steilen letzten Anstieg. Hier bekomme ich doch tatsächlich die zweite Luft, kann noch ein paar Läufer aufsammeln und die kleine Gruppe an die ich mich angeschlossen habe hinter mir lassen. Der Anstieg ist schon sehr steil und technisch nicht ganz einfach zu laufen, aber genau so liebe ich es ja. Nach 6:17 h erreiche ich die letzte Passhöhe mit 2960 m. Nun geht es nur noch 6 km mit 500 hm im Abstieg ins Ziel, gefühlt bin ich dieses letzte Teilstück alleine unterwegs, vor mir niemand zu sehen und auch hinter mir niemand mehr in Sichtweite… Ca 1,5 km vor dem Ziel treffe ich dann doch wieder auf Zivilisation, einige Begleitpersonen anderer Läufern sind wandernd auf dem Streckenabschnitt unterwegs und endlich ist das Ziel dann auch zu sehen. Glücklich überschreite ich nach 06:47 min als 24. die Ziellinie, zwei meiner Südtiroler Freunde sind schon weit vor mir angekommen, ein tolles Rennen für die beiden.

Was für ein geniales Erlebnis drei 3000 m Passhöhen zu überqueren, verschiedene Landschaften und vielen kleinen Berberdörfer zu sehen – einfach einmalig. Den Rest des Tages ist Erholung angesagt und wir verbringen ihn mit essen, schlafen, einem kurzen Spaziergang und warten auf die Zielankunft von Daniel Jung, der weiterhin die 105 km Distanz souverän anführt. Wir, die Südtiroler Laufgruppe und ich verabreden uns auf 18:00 Uhr im Zielbereich. Gespannt warten wir auf Daniel,  der gegen 20 Uhr nach 14:00 h ins Ziel einläuft. Ein überragender Sieg und eine Demonstration der Stärke über die ganzen 105 km – was für eine krasse Leistung! Gemeinsam tanken wir beim Abendessen wieder auf, dieses mal mit Reis und natürlich Hühnchen… Danach feiern wir noch kurz mit Daniel und gehen wieder frühzeitig ins Bett, denn schließlich steht am nächsten Tag noch der 26 km lange Trail mit 1400 hm auf der Agenda.

 

Heute konnte ich endlich ohne Probleme durchschlafen. Es liegt wohl daran, dass ein Großteil der 105 km Läufer noch unterwegs sind. Für uns geht es um 06:30 Uhr zum Frühstück, danach den Laufrucksack packen und um 08:30 Uhr zum Check-In für den Start des 26 km Rennens. Pünktlich um 09:00 Uhr ist Start. Ich ordne mich wieder in etwa um Platz 20 ein und laufe locker los. Vorneweg rennt eine ganze Gruppe Marokkaner, die ein unwahrscheinliches Tempo vorlegen. Zunächst geht es wieder auf die Passhöhe, die wir gestern bereits überquert haben, hinauf auf knapp 3000m, ein sehr moderater erster Anstieg. Danach wird’s steil und technisch, in engen Serpentinen laufen wir wieder knapp 1000 hm auf 3 km bergab in das Berberdorf in dem am Vortag die letzte Verpflegungsstation war. Heute ist dort nichts und es gestaltet sich wiedereinmal etwas schwierig den Weg durch das Dorf zu finden. Wir sind eine kleine Gruppe und laufen zusammen, bis wir den Weg wieder gefunden haben. Nach dem Dorf geht es 5 km einen schönen gut laufbaren Trail entlang. Immer wieder treiben Frauen in den Dörfern ihre wenigen Kühe über den Weg, Hühner rennen vor unseren Füßen und wir werden fleißig von den Dorfkindern angefeuert. An Hausecken sitzen ein paar Frauen, die Ihre Wäsche im offenen Kanalsystem waschen, die Männer sind meist mit ihren Ziegenherden in den Bergen unterwegs. Wir überholen auf dem Weg zur ersten und einzigen Verpflegung immer wieder Läufer des 105 km Rennens, man sieht ihnen die Strapazen förmlich an, trotzdem bringen die meisten noch ein Lächeln über ihr Gesicht und feuern uns an. Nach knappen 18 km und einer Laufzeit von 1:50 h erreiche ich die Verpflegungsstation, ich fühle mich bis dahin wesentlich besser als beim gestrigen 42 km Rennen. Nach der Verpflegung geht es dann in den letzten Anstieg, dieser hat es ganz schön in sich. Auf knappen 6 km sind noch 1000 hm zu bewältigen. Zuerst geht es im Wechsel mit einer Schottenpiste und sandigen schmalen Wegen bergauf, danach wird der Anstieg stetig technischer, aber immer auf rotem Sandstein, schön gleichmäßig ansteigend. Es folgt kommt eine kurze Flachpassage (ca 1,5 km), bevor der finale Anstieg zur Passhöhe mit den marokkanischen Flaggen erreicht ist. Im letzten Anstieg haben wir auf 2,5 km ca 600 hm zu überwinden. Der technisch schwierige Weg geht in schmalen Serpentinen über ein Sandstein-Geröllfeld, vorbei an großen Felsblöcken, hoch auf 2900 m. Von dort oben sind es dann nur noch 3 km ins Ziel bergab. Oben an der Passhöhe ist noch eine kleine Kontrollstation, von den Helfern dort werden wir fleißig nach oben gepeitscht und dann kommen die letzten nicht enden wollenden 3 km. Meine Gruppe ist nicht direkt geradeaus ins Ziel gelaufen, sondern fälschlicherweise der Markierung des 12 km Laufes gefolgt, d.h. nochmal einen kurzen Anstieg hoch und dann auf einer breiten Straße bergab ins Ziel. Ein weiteres Mal ist die Strecke hier nicht eindeutig markiert aber was soll’s, auf die paar Meter kommt es letztendlich auch nicht mehr an. Nach 3:30 h erreiche ich das Ziel und werde dort von Philip Kemenater, der ca 15 min vor mir im Ziel ankommt empfangen, gemeinsam mit Daniel Jung, Luca Ambrosi und unserem deutschen Betreuer und Ansprechpartner Oliver Binz. Heute geht es mir läuferisch wesentlich besser als am Vortag, bis auf das letzte steile Teilstück. Ich bin platt und glücklich die beiden Rennen gemeistert zu haben. Nach einer kurzen Verpflegung, stehe ich unter die !!warme!! Dusche und lege mich erstmal ins Bett um mich auszuruhen. Eigentlich möchte ich nur kurz schlafen und mir dann mit den anderen was zu essen holen, aber irgendwie verpenne ich diese Powernap und wache erst wieder zur Siegerehrung um 18 Uhr auf. In der Hoffnung irgendwo eine Ergebnisliste zu finden mache ich mich auf den Weg in die kleine Zeltstadt, aber ich suche diese vergebens. Ein wichtiger Minister ist zugegen und ehrt jeweils die ersten drei Läufer jeder Strecke. Nach einer knappen Stunde ist das Prozedere vorbei. Der Rest erfährt dann die Ergebnisse erst ca 2 Wochen später im Internet… Vor dem Abendessen gehen wir nochmal in die Hütte und stoßen mit leckerem Wein mit Dani auf seinen Sieg an. Um 20 Uhr geht es dann zur Couscusparty, hier treffen nochmal alle Läufer zum Essen und netten Austausch zusammen. Bei Wein, Bier,… wird gefeiert, geredet und manche haben sogar noch genügend Energie das Tanzbein zu schwingen. Unkonventionell wie alles hier wundert es mich nicht, dass irgend ein Handy die Musik dazu liefert – nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem geht es für mich heute relativ früh ins ersehnte Bett.

Es geht zurück nach Marrakech und ich freue mich schon wieder auf diese tolle Stadt. Ein letztes Mal werden wir morgens um 06:00 Uhr vom Ruf des Muezzin in den Bergen geweckt. Dieser ruft übrigens nicht nur morgens sondern noch fünf weitere Male. Zum Sonnenaufgang (wenn der erste Sonnenstrahl die Erde berührt), wenn die Sonne am höchsten steht und zum Sonnenuntergang (wenn der letzte Sonnenstrahl die Erde berührt), dann noch zweimal dazwischen. Wir frühstücken gemeinsam und packen unseren Koffer, nach einem kleine Spaziergang zum „Stausee“ fahren wir mit dem Shuttlebus um 12 Uhr zurück zum Flughafen nach Marrakech. Von dort geht es wieder mit dem Taxi zurück in unser Riad, mitten in der Altstadt. Die nächsten 1,5 Tage stehen Erholung und Sightseeing auf dem Programm. Wir essen an beiden Abenden auf dem Platz Djemaa el Fna. Hier gibt es sehr leckere einheimische Küche mit frischem Gemüse und verschiedenen Fleisch- und Fischsorten. Das Einkaufen empfiehlt sich in den Souks, hier bekommt man alles, von Gewürzen über Lederwaren bis hin zu bunten Stoffen. Es ist jedoch ratsam einen genauen Blick zu riskieren, ob die Waren direkt in Marokko produziert wird oder es sich um Handelsware handelt. Was man auch auf jeden Fall machen sollte, ob in einer Pension Riad, einem Hotel oder sonst irgendwo in der Stadt – ist ein Hamam – reinigt wunderbar den Körper und ist unheimlich entspannend.

 

Am Ende steht ein tolles Abenteuer, das ich nicht mehr missen möchte und bestimmt irgendwann wiederholt wird. Mit Platz 19 in der Challengewertung bin ich letztendlich ganz zufrieden. Hier geht es zu den weiteren Ergebnissen. Ich bin von Anfang an nicht mit der Einstellung gewinnen zu wollen in das Rennen gegangen, ich wollte die Landschaft, Kultur und die Menschen um mich herum genießen und ich denke das ist mir auch ganz gut gelungen. Ich konnte auch intensiv die neue Ausrüstung von inov-8 testen, dazu kommt in nächster Zeit ein separater Bericht. Genial ist die neue Apperal Serie, sie ist leicht und super funktional. Herausragend sind der neue Trailroc 285 und der Trailtalon 275. Wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich jeweils die leichteren Versionen der beiden Modelle liebe, da ich aber im Sommer massiv Probleme mit der linken Wade hatte, habe ich mich bewusst für die Modelle mit etwas mehr Sprengung und Komfort entschieden, was durchaus die richtige Entscheidung war. Es sind zu dem zwei gewichtsmäßig etwas schwerer Schuhe, sie sind aber genauso wendig und aggressiv mit ebenso gutem Halt zu laufen wie die leichteren Versionen. Wiedermal zwei echt klasse Schuhe. Wie gesagt, weitere Infos dazu folgen.

Alles in allem war es eine sehr schöne Reise und vor allem ein geniales Abenteuer mit einer super tollen Gruppe aus Südtirol. Vielen Dank Daniel Jung, dass du mich vor einem Jahr gefragt hast ob ich mit euch mitkomme. War echt eine tolle Woche. Das Preis-Leistungsverhältnis der Reise mit 350 € Startgebühr inklusive Halbpension und Übernachtung (in Zelten) für 5 Tage in Oukaimden ist auch echt super. Die Übernachtung in der Hütte kostete 80 € Aufpreis was sich für die 5 Tage aber durchaus lohnt, denn abends wird es schon ziemlich frisch und Temperaturen bei Nacht zwischen 0 und 5 Grad sind durchaus nicht selten. Da schläft es sich in einer Hütte schon wesentlich angenehmer.Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt sollte sich aber auf jeden Fall sicher im hochalpinen Gelände bewegen können und sich auf die Höhe unbedingt etwas vorbereiten. Insgesamt hat mich das Abenteuer, inklusive 3 Übernachtungen in Marrakech, Flug und weitere Ausgaben für Essen und Trinken ca 800 € gekostet.

Für mich ist das bestimmt nicht das letzte Trailabenteuer in einem Land außerhalb Europas…

Eine Sache liegt mir aber zunehmend noch auf dem Herzen. Beim Durchlaufen der kleinen Berberdörfer komme ich immer wieder über meinen westeuropäischen Lebensstil ins Grübeln. Ich laufe hier meist entlang der offenen Kanalisationssysteme, in dem die Menschen ihre Wäsche waschen, über Müllhalden auf denen die Dorfkinder spielen und leben. Freilaufende Hühner sind dort keine Seltenheit und das Einzige, das den Menschen dort ein bisschen Perspektive bietet ist ihre kleine Landwirtschaft die sie haben, meist aus ein paar Ziegen, zwei drei Kühen und mehreren Eseln bestehend. Ich laufe durch Dörfer die hier in Europa vermutlich die wenigsten kennen bzw. wissen dass diese überhaupt existieren. Man hört kein Jammern der Menschen. Beim Vorbeilaufen an den Berbern und ihren Familien habe ich immer wieder das Gefühl, dass sie zufrieden sind, obwohl sie in für uns sehr ärmlichen Umständen leben. Man sieht funkelnde Kinderaugen, die sich noch über einen Müsliriegel freuen und diesen gleich mit den anderen Kindern teilen. Ich weiß nicht wann ich sowas zuletzt bei uns erlebt habe. Noch krasser sind die Verhältnisse in Marrakech, zum einen gibt es in den neueren Stadtteilen sehr viele reiche Menschen, diese Viertel werden sogar extra bewacht, zum anderen leben die Menschen an der Stadtmauer in sehr ärmlichen Verhältnissen. Meist leben sie nur von den gebrauchten Kleidern und Schuhen die sie verkaufen. Mir stellt sich auch jetzt im Nachhinein noch die folgende Frage: Was kann ich hier bei uns tun,  dass diese Menschen auch etwas mehr Wohlstand erleben dürfen? Womit kann ich hier beginnen?

Fotos: Carole Pipolo (Outdoor and News), Alexander und Oliver Binz, Daniel Jung und Timo Zeiler

 

Ein Kommentar zu “Marokko – Ultra Trail Atlas Toubkal – Städtetrip Marakesch

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